Ihr habt noch nie zuhause eine Seife selbst gesiedet? Ihr würdet es aber gerne einmal ausprobieren? Am meisten Spaß macht uns das Seife sieden gemeinsam mit euch in unseren Kursen, im Moment ist das ja aber leider nicht möglich. Für alle, die jetzt die Zeit nutzen möchten und etwas Neues ausprobieren wollen, haben wir einen Beitrag mit den wichtigsten Hinweisen zusammengestellt. Zwei Checklisten und ein Rezept findet ihr außerdem auch noch ganz unten im Beitrag zum Downloaden.
Seife zuhause sieden ist überhaupt nicht schwer und auch nicht gefährlich, wenn man sich an einige Regeln hält und sich die richtige Ausrüstung zusammenstellt. Dafür müsst ihr am Anfang auch nicht viel Geld ausgeben. Die Anleitung und Tipps sind für eine CP („cold processed“) Soap. Bei diesem „Kaltrührverfahren“ werden die Öle nur leicht erhitzt und zusammen mit der Lauge verrührt. Daraus entsteht bei richtiger Durchführung dann eine pflegende Naturseife, die ganz ohne weitere Zusatzstoffe auskommt.
Also, was braucht ihr denn nun?
- Zum einen braucht ihr Öle und Ätznatron (NaOH). Ätznatron könnt ihr zum Beispiel hier kaufen. Öle könnt ihr aus dem Supermarkt nehmen. Aus Olivenöl, Kokosöl und Distelöl (high oleic) kann man schon richtig gute Seifen sieden. Man kann sogar einen Teil Magarine (Sonnenblume) verwenden. Damit sind eure Seifen dann vegan und palmölfrei.
- Zum anderen braucht ihr eine Aurüstung. Am allerwichtigsten ist eine Schutzbrille, z.B. von hier und Handschuhe, am besten Putzhandschuhe. Außerdem ein altes Shirt mit langen Armen und eine Hose mit langen Beinen (und die Socken nicht vergessen). Außerdem braucht ihr:
- eine Schüssel
- einen Messbecher oder ein ähnlich hohes Gefäß für die Lauge (hitzestabil)
- einen Löffel
- einen Spatel oder einen Kochlöffel
- einen Pürierstab (möglichste wenig Watt, ca. 300)
- eine Waage (am besten eine Feinwaage mit zwei Nachkommastellen)
- eine Form (hier eignen sich leere Milch- und Saftkartons, alte Chipsdosen und natürlich Silikonformen)
Am besten stellt ihr euch daraus eine Ausrüstung zusammen, die ihr dann nur noch zum Seife sieden benutzt. Grund hierfür ist zum einen eure Sicherheit, zum anderen können Duftöle und Farbpigmente wirklich sehr hartnäckig sein. Und wer möchte schon in seinem Essen Lavendelöl und pinkes Micapulver? Praktisch ist außerdem eine Wachstuchdecke oder Silikonbackpapier zum Abdecken eurer Küchenplatte. Zur Not tut es auch altes Zeitungspapier.
Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Stellt eure Seife in eurer Küche her. Ihr könnt dort am sichersten die Lauge in eurem Waschbecken anrühren, außerdem habt ihr dort im Falle eines Falles direkt Zugang zu fließendem Wasser, sollte auf eurer Haut Lauge oder Seifenleim landen. Geht deshalb auch noch einmal unsere Checkliste ganz unten am Ende vom Beitrag durch.
Jetzt kommen wir zum spaßigen Teil: Ein Rezept finden! Das Internet ist voll mit tollen Seifenrezepten, die mehr oder weniger gut für Anfänger geeignet sind.
Woran erkennt ihr also ein gutes Anfängerrezept? Wir finden, dass am Anfang gilt „Weniger ist mehr“. Klar, es gibt super spannende Zutaten wie z.B. Babassuöl. Die bekommt man aber auch nicht einfach so im Supermarkt, deshalb sind für den Anfang Rezepte mit den „klassischen Ölen“ wir Olive und Kokos wirklich empfehlenswert. Ein typisches Rezept ist dafür das „25er Rezept“: Hierfür nehmt ihr jeweils 25% von 4 unterschiedlichen Ölen. Allgemein solltet ihr darauf achten, dass ihr dabei eine gute Mischung aus festen und flüssigen Fetten habt, damit eure Seife am Ende nicht zu weich ist. Wir haben unser eigenes Anfängerrezept: Das „Streichelzart“- Rezept kommt ganz ohne Palmfett aus und ist vegan. Alle Öle und Pflanzenbuttern in diesem Rezept bekommt ihr Supermarkt, Kakaobutter bekommt man z.B. bei Edeka von Alnatura oder direkt im Bio-Supermarkt. Rührt am Anfang eure Lauge auch nur mit Wasser an und verzichtet beim ersten Mal alleine zuhause auf Zusätze wie Honig oder Milch, die die Seife aufheizen können.
Wir nehmen heute das „Streichelzart“ Rezept als Grundlage. Wenn ihr euch für ein Rezept entschieden habt, braucht ihr außerdem noch einen Seifenrechner. Wir empfehlen in unseren Kursen den Seifenrechner von Seifdichein. Er ist sehr leicht zu bedienen, hat nicht zu viele Funktionen und ist mobil-optimiert. Das allerbeste aber ist, dass man seine Rezepte dort abspeichern kann und die Mengen immer wieder anpassen kann. Ein Online- Seifenrezept-Buch also. Ihr müsst dazu ein Benutzerkonto anlegen, das war’s dann aber auch schon. Ihr könnte natürlich auch andere Seifenrechner benutzen, wie z.B. den Naturseifenrechner. Dort müsst ihr allerdings eure Öle und Fette selbst eingeben und habt die Rezepte nicht direkt parat. Die Prozentzahlen in den Rezepten bezieht sich immer auf die sogenannte Gesamtfettmenge. Die Gesamtfettmenge ist die Menge aller Öle, die in euer Rezept kommt. Das ist euer Wert, an dem ihr euch orientiert. Wenn dann in einem Rezept von 25% Flüssigkiet/ Wassser die Rede ist und ihr Seife aus 500g Öl machen möchtet, sind das 125g.
Der Seifenrechner berechnet euch die Menge an NaOH, die ihr benötigt, um aus euren Ölen eine Seife zu machen. Ohne NaOH kann man keine Seife herstellen. Beim Seife sieden reagieren eure Lauge aus NaOH und eure Öle miteinander, es enstehen Natrium-Salze aus den Fettsäuren (der Öle) und Glycerin.
Gießseife („Melt & Pour“) aus dem Bastelladen oder Castille Seife, aus der manche flüssige Seife herstellen, ist genauso hergestellt worden. Bei richtiger Anwendung verseift das NaOH komplett und ihr habt ein sicheres Produkt. Seife sieden ist ein chemischer Prozess, genau so wie Kuchen backen oder Bier brauen. Man sollte Wissen was man tut und vorsichtig sein, Angst braucht man aber keine haben. Ein bisschen wie beim Autofahren also: Man kann einen riesengroßen Unfall bauen, wenn man aber sicher fährt, hat man einfach nur ein schnelles Transportmittel. Außerdem ist hier der genau der praktische Punkt am Seife sieden: Ihr könnt selbst entscheiden, wie sich eure Seife später beim Waschen anfühlen soll.
Wie das geht? Nachdem ihr euer Rezept in den Seifenrechner eingegeben habt oder auf ein vorhandenes Rezept geklickt habt, seht ihr die Spalte „Laugen“. Dort findet ihr in absteigender Reihenfolge verschiedene Werte in Prozent, wie z.B. 5% und daneben eine Angabe in Gramm, wie z.B. 121,61g NaOH. Die 5% bedeuten, dass ca. 5% eure Öle nicht durch das NaOH verseift werden. Man spricht hier oft von „Überfettung“, wobei es eigentlich ein „Laugenunterschuss“ ist. Wer sich hier noch etwas näher informieren möchte, kann das Ganze hier noch einmal nachlesen. Wir empfehlen für den Anfang eine Seife mit 8 bis 10% ÜF zu sieden, das empfinden die meisten als sehr angenehm auf der Haut. Außerdem wird euch noch die benötigte Menge Flüssigkeit angezeigt. Wir nehmen am Anfang Wasser, am besten friert ihr die Hälfte ein. Mischt ihr nämlich Eiswürfel und Wasser in einem 50/50 Verhälntis, heizt sich eure Lauge nicht so stark auf und ihr habt weniger Entwicklung von Dämpfen, die die Lunge reizen.
Bitte beachtet dabei immer, dass die einzelnen Werte sich verändern, wenn ihr die Gesamtmasse an Ölen ändert oder ein Öl austauscht. Wollt ihr also 750g Seife anstelle von 500g Seife herstellen, müsst ihr die Menge im Seifenrechner anpassen. Das Gleiche gilt, wenn ihr z.B. Mangobutter anstelle von Kakaobutter nehmen wollt und ähnliches. Aus diesem Grund werden in Seifenrezepten alle Angaben in Prozent % angegeben und die Menge an NaOH immer selbst ausgerechnet. Ich zeige euch hier nur beispielhaft, wie die Tabelle „Lauge“ mit den einzelnen Werte und Mengenangaben aussieht. Um Tippfehler und andere Missverständisse zu vermeiden, bitte IMMER noch einmal nachrechnen. Nur dann könnt ihr absolut sicher sein, dass euer Seifenrezept funktioniert.
Nachdem ihr nun wisst, wieviel Öl, NaOH und Wasser ihr benötigt, geht es an eure Vorbereitung.
- Säubert euren Arbeitsplatz in der Küche und legt eine Unterlage eurer Wahl (s.o.) auf eure Arbeitsplatte
- Zieht eure Schutzkleidung, d.h. langes Shirt, Schutzbrille & Handschuhe an
- Schließt die Tür, niemand ohne Schutzkleidung sollte bei euch im Raum sein
- Nehmt euch Zeit und hetzt euch nicht <3
- Wiegt alle Öle ab, feste Öle wie Kokosöl und Kakaobutter müsst ihr in der Mikrowelle oder auf dem Herd kurz aufschmelzen. Eure Ölmischung sollte lauwarm sein. Gebt alles in eure Schüssel
- Wiegt eure Wasser/ Eis Mischung in eurem Messbecher ab. Stellt sie in euer Spülbecken. Wiegt euer NaOH in einer kleinen Schüssel ab. Gebt dann das NaOH nach und nach vorsichtig in das Wasser. Rührt dabei das NaOH vorsichtig ein. Bleibt mit eurem Kopf von dem Messbecher weg, am besten mit ausgestrecktem Arm einrühren. Lasst dabei immer den Messbecher im Waschbecken stehen. Wenn ihr fertig seid, werdet ihr merken, dass die Lauge warm wird. Das ist normal. Lasst sie jetzt noch ca. 10 Minuten im Waschbecken stehen.
- Jetzt gebt ihr eure Lauge durch ein Sieb zu eurer Ölmischung. Das Sieb verhindert, dass ungelöste NaOH Kristalle in euer Öl fallen. Sollte das passieren, könnt ihr eure Seife nämlich nicht mehr benutzen. Rührt die Lauge kurz ein.
- Nehmt jetzt euren Pürierstab und fangt an zu pürieren. Haltet dabei den Pürierstab immer unten an der Schüssel, damit es nicht spritzt. Ihr werdet nun sehen, wie sich die Konsistenz des Seifenleims langsam verändert. Er wird heller und dicker. Zuerst sieht er aus wie eine dünne Vanillesauce, später wird er immer fester werden, am Ende wie Buttercreme. Ihr könnt bis zu einem Joghurt-Stadium pürieren. Dann könnt ihr sicher sein, dass die Verseifung stattfindet. Schaut euch dazu auch gerne unsere Video-Tutorials bei Instagram an.
- Gebt dann den Seifenleim in eure Form. Klopft die Form ein paar Mal auf, um Luftblasen zu entfernen. Stellt eure Seife an einen sicheren Ort und lasst sie dort fest werden. Die Seife wird jetzt sehr warm werden, das zeigt, dass der Verseifungsprozess in vollem Gange ist. Ihr könnt die Seife jetzt auch „isolieren“: Wenn ihr z.B. möchtet, dass die Seife schneller fester werden soll oder ihr die Reifezeit ein kleines bisschen (ca 2 Wochen) verkürzen möchtet, könnt ihr die Seife „gelen“ lassen. Gelen bedeutet, dass die Seife in die Gelphase kommt und dadurch sehr heiß wird. Sie sieht dann gelartig aus. Dazu muss man sie „isolieren“, das bedeutet sehr warm einpacken (z.B. in eine Holzform oder einen Karton mit alten Handtüchern) oder sie bei ca. 50° Grad im Backofen für 1 bis 2 Stunden warm werden lässt. Man muss das aber nicht machen, wir lassen die Seifen im Kurs z.B. auch nicht gelen. Seife wird’s am Ende trotzdem .
- Das „Streichelzart“-Rezept könnt ihr am nächsten Tag oft schon schneiden. Nehmt dazu am besten einen Draht oder einen Käseschneider. Alle Tipps findet ihr in unserer Checkliste „Nach dem Seife sieden“ zum Downloaden am Ende des Artikels.
- Spült dann eure Schüsseln etc. unter heißem Wasser ab, tragt dabei nach wie vor Handschuhe und Schutzbrille, um euch vor Spritzern beim Spülen zu schützen.
- Nach 4-6 Wochen ist eure Seife reif. Macht den „Küssschentest“ bevor ihr sie benutzt. Das geht so: Um zu prüfen, ob das NaOH komplett verseift wurde, der Seife ein Küsschen geben oder kurz die Zungenspitze dran halten. Schmeckt es wie Seife, ist alles gut. Sollte es sehr stark und unangenehm prickeln und brennen, ist die Seife entweder noch nicht reif oder es befindet sich ungelöstes NaOH in der Seife. In der Seife wären die NaOH Kristalle dann sichtbar (deshalb immer mit Sieb arbeiten!).
Nicht vergessen
Handschuhe!
Wasser & Eiswürfel!
NaOH in Flüssigkeit geben, niemals umgekehrt!
Und zum Schluss:
Seife ist wie guter Wein! Je älter, desto besser! Seife ist sehr lange haltbar.
Wenn sie schlecht wird, erkennt man das an einem ranzigen Geruch und kleinen orangenen Punkten.
Lagert eure Seife in einer luftdurchlässigen Box an einem dunklen, kühlen Ort Schäumt eure Seife immer gut mit den Händen auf.
Seife muss immer nach der Benutzung gut trocknen, legt sie am besten in ein Seifenschälchen zum Abtropfen.
Viel Spaß! Zeigt uns auf Instagram und Facebook gerne eure Seife & verlinkt uns!